"Gast-Bericht" der Münsteraner vom

7. Internationalen Schnüfflerturnier

vom 21. bis zum 24. Mai 2009

 

Pfiati Gott, Lackerl! - Des Tröpferl foat vielleicht ei![1]

 Was geschieht, wenn man einem Menschen über fünf Tage hinweg nichts anderes gibt als den güld'nen Salzburger Gerstensaft, der von sich selbst als "Braukunst auf höchster Stufe" spricht?

Wien - Ein Experiment.

Am 20.05.2009 hatte die illustre Truppe von der Betriebssportgemeinschaft DRV/Provinzial sonderbar leuchtende Augen zu verzeichnen. Jeder, der einem Mitglied dieser Mannschaft an jenem Tage begegnet ist, wird lang mit sich gerungen haben, ob er nicht eventuell ein Nervenärztchen rufen sollte. Dabei war die Ursache dieses Funkelns lediglich die Vorfreude auf ein langes Wochenende in der Ösi-Hauptstadt, von der die meisten der Gruppe bereits wussten, dass dort Zurückhaltung nicht gefragt ist. Gründe dafür gibt es zweierlei: 1. Werden wohl nicht einmal die Einheimischen ihren Dialekt ertragen ohne einen konstanten Pegel; 2. Werden an diesem Wochenende trinkfeste Volleyballer aus vieler Herren Länder erwartet.

Bereits die Zugfahrt Richtung Düsseldorf erwies sich als ein reines Fest. Mit einer Kiste Stiegl stimmten sich die Reisenden (eine Hälfte unseres Teams, die ond're woar scho om Ziel) auf höchste "Braukunst" ein, die es im bierfeindlichen Deutschland natürlich nicht gibt. Nicht jeder hielt dabei die Balance und so bescherte eine Mitgliedin der BSG mit einem olympisch anmutenden Sturz von ihrem Koffer den anderen Insassen ein bisschen Livekino.

Nach einigen Scherben, einer lustigen Seilbahnfahrt auf dem D-Dorfer Flughafen und einem angenehm ruhigen Flug, der nichtmal drei Stunden umfasste, sind wir irgendwann in Wien angekommen. Noch bevor wir unsere Koffer ordnungsgemäß auf unsere Zimmer hätten schleppen können, nisteten wir uns direkt an der eigens von den Salzburger Gastgebern eingerichteten und rund um die Uhr betriebenen Theke, der "Schnüfflerbar", ein. Susi, Bernd, Sven und Christa hatten uns bereits sehnsüchtig erwartet. Ein unvergesslicher Abend nahm seinen Lauf. Wir tanzten zu AC/DC, tranken wannenweise Stiegl, scherzten, flirteten (natürlich nur spaßeshalber) und sehnten die Geisterstunde herbei. Warum? Weil die Geister Connys Geburtstag mitbringen sollten, den wir hocherfreut mit Gesinge begrüßten. Eine kuschelige Gratulationsrunde später überreichten wir ihr unser Geschenk - das Kinderspiel Looping Louie. Conny versicherte uns, man könne es auch in ein Trinkspiel für Erwachsene umfunktionieren. Whatsoever, es sollte sich jedenfalls im Folgenden noch als sehr nützlich erweisen, was unseren neuen Anfeuerungsruf betrifft. Eines der Highlights des Abends und das persönlichste Kleinod war das von Sven für Conny erbrachte Ständchen "Country Roads". Warum Sven schon am ersten Abend nach Hause gebracht werden wollte, bleibt unverständlich.

Bernd verschenkte zudem großzügigerweise einen alten Wecker, den er selbst wohl nicht mehr am Kopp haben konnte. Besagter Kopf hatte sich übrigens vom im Wecker befindlichen Hahn gelöst und schwamm drinnen munter umher.

Einige andere kluge Köpfe verschwanden relativ "zeitig" ins Bett, um sich für die kommenden Tage aufzuladen. Nicht ganz so weise waren die "drei B" (Bertram, Bernd und Bibi), welche noch lange mit dem Thekenpersonal (Gertschi und Steff) Stellung hielten.

Etwa drei Stunden nachdem die weibliche "B"-Fraktion zu Bett gegangen war, brach der Rest der Gruppe (also quasi alle) auf in die wunderschöne Innenstadt und genoss die Sonne inmitten atemberaubender Architektur. Als irgendwann nach Mittag auch Bibi erwachte, fand sie sich kuschelnd mit einer riesengroßen Plastikschachfigur - ihrem Pferd "Franzl". Trotz benebelten Kopfes gelang es ihr, ihre Mannschaft im Volksgarten biertrinkend zu erwischen. Anschließend machten wir gemeinsam einen kleinen Streifzug durch das schöne Vienna und konnten mitunter das unglaubliche Parlamentsgebäude bewundern. Unser Stadtrundgang fand recht zügig seinen krönenden Abschluss im Museumsquartier, wo wir - biertrinkend - den Rest des Tages rumlagen. Erst jetzt fiel uns auf, dass Bernd ja gar nicht mitgekommen war ;).

Dieser hatte, wie er uns abends im Esterhazykeller berichtete, wohl den Tag hauptsächlich schlafend zugebracht. Klar, in dem Alter kann man dat ja auch alle nich mehr so haben, nä? 

Abgesehen von dem mittelmäßigen Essen, den langen Bierwartezeiten und der Tatsache, dass die Volleyballmannschaften - anders als reserviert - im ganzen Lokal verstreut waren, konnte man im Esterhazykeller einen einigermaßen lustigen Abend verbringen. Jogi z.B. hat sich einen Verehrer angelacht, einen munteren Greis, der sich als Fan vom SK Rapid Wien outete. Nicht, dass es nicht gereicht hätte, dieses Faktum einmal zu erwähnen und so blieb am Ende Jogi der einzig treue Zuhörer, was die beiden dazu veranlasste, ihr ernsthaftes Gespräch an der Theke ungestört fortzuführen. Als Jogi sich irgendwann wieder dazu herabließ, zu uns zu kommen, beschloss man, noch ein paar wilde Kart-Fahrten auf dem Prater auszutragen, aus dem Sven als klarer Sieger hervorging. Auf diesem Wege gewannen wir unser Maskottchen, das Äffchen "Looping Louie". 

Bernd, Conny und Bibi hatten keine Lust auf Rummel und verschwanden nach dem gemeinsamen Essen in die Schnüfflerbar. Dort verbrachten sie mit den nun dazugereisten Mannschaften und den etwas später hinzugestoßenen Teamkollegen einen Abend, wie man ihn von dort gewohnt ist. Brav ging es für die meisten von uns noch vor Sonnenaufgang ins Bett, während einzig Jogi irgendeine Wand zum anschnarchen bevorzugte. 

Am Freitag morgen hatten wir unsere ersten zwei Spiele zu absolvieren. Zwar überlegt aufgestellt von Mannschaftsführerin Conny, hatten wir jedoch keinerlei Interesse daran, uns von unserer Schokoladenseite zu zeigen. Letztlich gelang es uns, trotz blamablen Spiels zwei Sätze von vieren zu gewinnen. Nach kurzer Dusche ging es dann auch schon weiter zur von den Salzburgern organisierten Führung durch das Stift Klosterneuburg.

 

Wenn der Service des dortigen Restaurants nicht so abgrundtief schlecht gewesen wäre, hätten wir uns sicherlich mehr an der prunkvollen barocken Inneneinrichtung der klostereigenen Kirche erfreut. Auch das Buffet hätte besser geschmeckt, wenn jeder noch was davon bekommen hätte. So aber freuten wir uns riesig auf die Wiederankunft in der Schnüfflerbar, an der sich uns der interessante Anblick einer kompletten Jägermeister-Rennstrecke bot. Verantwortlich für dieses Desaster waren unsere Mädels Conny, Susi, Alex und Christa, die sich offenbar einiges für den heurigen Abend vorgenommen hatten.

Auf dem irgendwann notwendig gewordenen Weg zurück aufs Zimmer begegneten Clare, Conny und Bibi noch einem schlafenden Holger, der vor seiner Tür saß und nahezu unter Tränen gestand, dass er seinen Schlüssel vergessen habe. Clare, die sich nicht weiter wunderte, warum Holger nicht einfach ihren Schlüssel abgeholt hat, brachte ihren Mann liebevoll zu Bett. 

Der Folgetag sollte noch anstrengend werden, insbesondere für unsere Jägermeisterfreundinnen. Um 8.30 MEZ hieß es für uns erneut Volleyball spielen. Diesmal gegen unsere Lieblingskonkurrenten von EuroPol, die bekanntlich kein Problem damit haben, mit beneidenswerter Promillzahl im Blut noch ordentlich auf die Bälle zu dreschen. Noch ein Stückchen peinlicher als am Tag zuvor präsentierten wir uns auf dem Feld eher unter unserem Niveau. Dafür hatten wir die schönsten Shirts an unseren Leibern, nämlich unsere unvergleichlichen "Wieder In Eurem Nachtclub"- Trikots. Unsere spielfreie Zeit verbrachten die meisten in der Halle, den anderen Teams zuguckend, während Holger, Bernd, Conny, Jogi und Bibi die Dachterrasse des imposant großen Gebäudes bevorzugten. Dort schien ja immerhin die Sonne, was nicht nur den Weg des Bieres ins Blut beschleunigt, sondern auch für eine erotische Hautfarbe sorgt. Das dachten sich wohl auch die Erfurter Kängurus, die sich nicht genierten, aus der Dachterrasse einen FKK-Strand zu machen. Ein funkelndes Bauchnabelpiercing sorgte dabei für besondere Aufmerksamkeit seitens eines unserer Mannschaftskameraden.

Durch Sonne und Zuschauen gestärkt - mitunter natürlich auch durch Bier - verbesserte sich unsere Spielweise zwar im Laufe des Turniers. Für mehr als den 23. und somit vorletzten Platz hat es schließlich dennoch nicht gereicht. Wir beschlossen, uns nicht weiter daran zu stören und uns stattdessen für die Abschlussparty auf der Dachterrasse zu rüsten. Dort erwarteten wir nach dem akzeptablen Buffet die Siegerehrung. Lang mussten wir nicht auf unseren Aufruf warten, da - wie üblich - von hinten nach vorn geehrt wurde. Mit Freuden überreichten wir Franz unser Gastgeschenk an die Schnüffler: Einen Beachvolleyball (so was haben die da bestimmt noch nie gesehen) und als absolutes Highlight unsere durchgeschwitzten Leibchen. Das Strahlen auf Franzls Gesicht beleuchtete ganz Wien und unter Rührung versprach er, sein Jogi-Shirt auf dem AC/DC Konzert am folgenden Tag zu tragen.

Die zweite Siegerehrung war zweifelsohne von viel größerer Bedeutung für uns: Mit Stolz verkündete Franz das Ergebnis der Auszählung von Schnüfflertalern[2]: Die DRV/Provinzial hat am meisten verzehrt und somit endlich den EuroPolern ein Schnippchen geschlagen, die vor zwei Jahren knapp an uns vorbeigezogen waren. Auch diesmal war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem wir uns letztlich behaupten konnten. Die lustige Trophäe in Form eines mit Löchern für Schnapspinnchen versehenen Sombreros trug Conny, während wir uns den Siegertrunk einverleibten.

Besonders anmutig stolzierten übrigens die Salzburger Gertschi und Steff über die Party in ihren umwerfenden Frauenoutfits. Da mussten sicherlich so einige Damen überlegen, ob sie nicht zum anderen Ufer schwimmen sollten.

Mit viel Spaß und anregenden Gesprächen ging nun der letzte Abend in Wien zu Ende. Für Susi und Bibi bereits vor Mitternacht, während Bibi in ihrem Zimmer noch lange auf Conny zu warten hatte. Diese war nämlich bis acht Uhr morgens nicht von der Terrasse wegzubewegen, wo sie munter flirtete und von Gitarrenmusik begleitet den ersten Schritt zu ihrer Gesangskarriere tat.

Leider sollte besagte Karriere nicht lang vorhalten, denn am Sonntag war von Conny kaum mehr als ein Krächzen zu vernehmen. Sabine, Bernd, Clare, Holger, Alex, Andy, Susi, Sven und Christa genossen ein auswärtiges Frühstück, während Jogi, Conny und Bibi wie verwaist durch die Flure irrten, um ihre Freunde zu suchen. Und wo war Bertram? Nun, der saß bereits seit Stunden im Flieger gen Heimat und hat auf diese Weise den frechen Betrag von 10 Euro gespart.

Eine wundervolle Reise war nun vorüber und was bleibt, sind Erinnerungen, die uns nicht einmal der Alkohol zu nehmen vermag. 

Und was lehrte uns das Experiment schließlich? Dass die Servicewüste Deutschland nichts weiter als ein Mythos ist verglichen damit, wie man in Wiener Stuben als Gast behandelt wird. Dass der Wiener Dialekt auch seinen Charme hat. Und schließlich, dass die trinkfreudigsten Sportler noch immer im Münsterland herangezüchtet werden.

 

[1] zu Deutsch: "Aaah! Beim Jupiter! Da fühlt sich jede Zelle frisch"

[2] Getränkekarten im Wert von 10 Euro, auf die nach erfolgreicher Nutzung der Name der jeweiligen Mannschaft geschrieben wurde

 

 

Die Münsteraner Gast-Redaktion/Bianca Hüsing – Mai 2009

 
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