Die illustre Schnüffler-Reisegesellschaft: Silvia,
Michi, Sabine, Rebbi, Peter, Alex, Karl, Gertschi, Otto, Robert
Damit das gleich zu Beginn geklärt ist: Abfahrt um
kurz nach sechs Uhr in der Früh zu einem Turnier ist wirklich
heftig. Aber schlussendlich waren alle Schnüffler rechtzeitig im
Zug, einige mit ungeplantem Morgensport bei vollem Marschgepäck,
andere mit der Erkenntnis, dass ein einziger Wecker um diese Uhrzeit
einfach zu wenig ist. Dank unserer Herren konnte der erste Durst
nach dem Sprint zum Bahngleis (oder war es eher noch ein Brand vom
Vortag?) aber gleich gelöscht werden.
Die
Zugfahrt verlief soweit ruhig, sieht man von Karls Hemdknopf ab, der
wie das Schwert des Damokles über (bzw. vor) uns hing und jeden
Moment drohte, dem unvorsichtigen Gegenüber ins Auge zu springen, um
ihn mit der Wucht eines Katapults für immer zu blenden. Aber nicht,
dass das unseren Karli irgendwie davon abgehalten hätte, sich bei
der feudalen Jause im Zug (ein großer Dank an dieser Stelle an Michi,
die uns mit Essbaren eingedeckt hat), beim Mittagessen im Zug oder
auch nur beim Abendessen in Basel auf nur irgendeine Art zu
bescheiden. Dass das Unglück nicht über einen von uns
hereingebrochen ist, hängt also sicher von der Qualität ab, mit der
Tom Tailor seine Hemden produziert, und nicht von Karls
Zurückhaltung in kulinarischen Dingen.
Am frühen Nachmittag konnten wir dann unser
10-Bettzimmer in der Jugendherberge (Schweizerisch: „Baagpakers“)
beziehen, wobei das Motto dieser Reise diesbezüglich wohl heißen
muss: „Einer schnarcht immer“. Ein mehrstimmiges Schnarchkonzert
konnte allerdings durch Zurückhaltung der meisten Schnüffler
verhindert werden (nein Alex, du bist hier nicht gemeint!!!). Und
zumindest Peter und Bixl haben ihr französisches Doppelbett bestimmt
genossen...
Nach einem ersten Erkunden der Stadt und ihren
gigantischen Gebühren für die notwendigsten
Lebenserhaltungsmaßnahmen eines Schnüfflers (= Bierpreise; Anm. des
Autors) haben wir uns dann am Abend mit einigen anderen Mannschaften
beim Italiener „Ziegelhof“ getroffen und den Übergang zwischen Abend
und Nacht in der Cocktailbar „Eoipso“ gefeiert.
Und es hat sich an diesem Abend wieder einmal
gezeigt, dass Ottos Sinn für Witze für Uneingeweihte (diesmal ich)
besonders verhängnisvoll ist und man besser dran ist, wenn man
einfach nix sagt. Denn es mag bestimmt so sein, dass ich zu den
handwerklich unbegabtesten Bewohnern dieses Erdteils zähle und auch
bestimmt kein Bild aufhängen kann, aber dass man mich und meine
Mütze deshalb tagelang verlachen muss, finde ich jetzt einfach
übertrieben.
Am kommenden Morgen war es dann soweit: Ich musste
in der Früh erkennen, dass 35 einfach zu alt ist, um ohne Aufwärmen
von einem Stockbett zu klettern. Aber um diese Uhrzeit sah ich eh
eher doppelt so alt aus, wie die meisten bestätigen werden, und
fühlte mich auch so. Und wenn wir gerade beim Altern sind: Peter, in
welchem Alter geht denn diese senile Bettflucht los, die dich – und
damit auch uns - plagt?
Einige von uns waren zu diesem Zeitpunkt bereits
wieder verarmt, was in dieser Stadt aber auch wirklich schnell geht,
und wollten ihr Börserl noch einmal mit frischen Fränklis aus dem
Automaten füllen. Was wir bis dato nicht wussten ist aber, dass sich
die Bankomaten in diesem Lande ihre Kunden ganz genau aussuchen –
nicht jeder bekommt immer Geld. Auch Gertschi kann ein Lied davon
singen. Offenbar hat es sich bei den Geldautomaten in Basel
herumgesprochen, dass er ein nicht-vertrauenswürdiger Kunde ist.
Jedenfalls wollte ihm nach dem ersten Abheben keiner mehr Geld
ausspucken. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass er sein
Jugendkonto noch nicht aufgelöst hat...
Gertschis Leiden (diesmal unter dem Titel „Das
Wandern ist nicht des Gertschis Lust, Teil 1“) hatten damit für
diesen Tag aber noch kein Ende, sie begannen viel mehr erst. Mit
Bahn und Bus ging es für alle aktiven Schnüffler (d.h. Robbi nicht)
und dem Tatzentratzler Ralf in Richtung Berge, begleitet von dem
Neo-Schweizer und Paparazzi Robert und der schnüfflerunerfahrenen
Catrina. Mit unermüdlicher Geduld in Sachen „Wir sind ja eh bald
da!“, konnten wir Gertschi per pedes auf die Zielhütte bringen.
Es
war eine nette Wanderung, aber bei weitem nicht so anstrengend, dass
sich das Raclette, das Karl und Peter auf der Hütte veranstaltet
haben, dabei von selbst wieder verbrannt hätte. Wenigstens hatte
Karls Leiberl diesmal keine Knöpfe! Bergab ging es dann mit dem
Trottinett, einer Mischung zwischen Roller und Fahrrad. Und da war
sie dann, die Situation, in der man ganz genau erkennen konnte, dass
Catrina mit uns Schnüfflern noch wenig Erfahrung hat – sie hat doch
glatt für uns alle mit ihrem eigenen, nicht etwa gefälschtem,
Ausweis gebürgt! Aber wir haben ihre jugendliche Naivität nicht
ausgenutzt, sondern alle Trottinetts und auch uns selbst wieder heil
ins Tal gebracht. Einige mussten allerdings ihre Feigheit in Sachen
Beschleunigung mit einer ausgewachsenen Verspannung der Bremsmuskeln
büßen, andere wiederum schrammten nur knapp an einem Schütteltrauma,
hervorgerufen durch das Dauerbremsen am holprigen Weg, vorbei.
Bei der Rückfahrt im Bus hat sich dann wieder einmal
gezeigt, wie unhöflich man rüberkommen kann, wenn man mit
Sonnenbrille auf den Augen und Rucksack auf dem Nebensitz einduselt
und verschläft, dass sich der Bus allmählich füllt, und höfliche
Anfragen nach einer Sitzgelegenheit einfach nicht beantwortet!
Eine kleine Verschnaufpause in Liestal tat uns gut,
bevor die Abendveranstaltung, diesmal direkt unter unserer
Unterkunft, begann. Was wir an diesem Abend gelernt haben: Dass die
Schweizer recht pingelig sind, dass wissen wir ja eh. Aber dass man
nicht bedient wird, wenn an einem 6er Tisch sieben Leute Platz
genommen haben, finden wir sogar für die Eidgenossen ein wenig
übertrieben, oder?
Eine Kostprobe des hauseigenen Whiskys blieb mir aus
spieltaktischen Gründen (allein dank der aufopfernden
Verhinderungsmaßnahmen von Sabine, die sich wie eine Löwin vor ihr
Kind, zwischen mich und jedweden herannahenden Hochprozentigen warf.
Danke noch mal an dieser Stelle!!! ;-) ... Anmerkung der
Co-Autorin) leider versagt – was sicher für alle Beteiligten so das
Beste war – er soll aber echt gut gewesen sein...
Der Spieltag begann dann mit
der Gewissheit, dass einige Gerüchte doch wahr sind – es gab keinen
Alkohol in der Halle! Und alle Versuche, vor dem Nachmittag an
Gebrautes zu gelangen, scheiterten. So haben wir also die Zeit nur
mit Sport rumgebogen! Ein zweiter Platz in der Gruppe (ein
Unentschieden gegen Europol, zwei Siege gegen die Nürnberger
Vollstrecker und Hopp88, eine Niederlage gegen die Westzipfler aus
Heinsberg) brachte uns ein Kreuzspiel gegen den Dritten der anderen
Gruppe (Bonner Grashoppers) das wir für uns entscheiden konnten. Im
Halbfinale trafen wir leider wieder auf den späteren Sieger, die
Westzipfler, gegen deren Waffe „Brunhilde, alias Meisi“ wir aber
auch wirklich nichts ausrichten konnten. Mit brunftartigem Geschrei
wurde zuerst die Moral unserer männlichen Spieler gebrochen, bevor
ihr Angriff dann unsere Hintermannschaft zerstörte. Gröbere
Kollateralschäden konnten glücklicherweise jedoch verhindert werden
(vielleicht, weil wir ohne Bier noch schnell genug waren?), ein
psychischer Spätschaden bei Alex ist jedoch nicht gänzlich
auszuschließen (zumal er ja so was schon mal in Clermont Ferrand mit
einer viel größeren französischen Angreiferin der gegnerischen
Mannschaft erleben musst ... obwohl, sind sie nicht alle größer –
aber Angriffsgeschrei haben nicht alle so drauf! ;-) ... Anmerkung
der Co-Autorin).
Gerade noch rechtzeitig vor dem moralischen
Zusammenbruch erschienen dann Gerhard und Franzi mit ihren Frauen
und unserm Bier bei der Halle und bauten uns wieder auf. Und
trotzdem konnten wir das Spiel um Platz drei gegen unsere Wiener
Freunde nicht gewinnen!
Aber diesmal wäre ein Sieg möglich gewesen, wäre uns
nicht der erste Satz mit 12 Punkten (Wien: 24) total misslungen,
denn den zweiten Satz konnten wir gewinnen. Es blieb uns am Ende
dieses Spieltags somit der vierte Platz, den wir dann auch bei der
Abendveranstaltung ordentlich feierten, wenn auch der DJ mehr eine
Karikatur seiner selbst war und insgesamt nicht so die große
Tanzlaune aufkam. Eine wandelnde Gefahr für die Nüchternheit stellte
wieder einmal Miika dar, der gefährlich viel Wodka unter die Leute
brachte (– aber diesmal nicht Börny sondern eine eigene Teamkollegin
vernichtet hat, die ihn offenbar noch nicht all zu gut kennt!? ...
gut, dass wir da einen Wissens-/Erfahrungsvorsprung haben und auch
schon lernfähiger sind als früher!!!
J
... Anmerkung d. Co-Autorin).
Der nächtliche Heimweg gestaltete sich ganz nach dem
Motto: „Das Wandern ist nicht des Gertschis Lust, Teil 2“. Wäre um
halb 3 in der Früh noch eine Tram gefahren, wären wir Schnüffler
schlank genug, um zu fünft in ein Taxi zu passen, wären wir nur
schlau genug gewesen, uns nach dem Weg zu erkundigen... So sehr
Gertschi auch nach einem Taxi jammerte (und herumzickte Anmerkung
der Co-Autorin), ihnen auf die jeweils richtigen Straßenseiten
folgte, sich ihnen beinahe vor die Räder schmiss, es nutze ihm
nichts, wir gingen zu Fuß nach Hause. An dieser Stelle soll aber
auch eine wichtige Warnung ausgesprochen werden: Falls Sabine mitten
in der Nacht in einer ihr fremden Stadt, eventuell ein wenig
betrunken, sagen sollte: „Gefühlsmäßig geht’s da lang!“ – dann bitte
ganz schnell um 180 Grad drehen und einfach in die andere Richtung
losmarschieren, das stimmt dann sicher. Aber dank Gertschis
Stadtplan, den wir dann erst so richtig zu schätzen wussten, wir
waren doch schon um halb vier und beinahe völlig ausgenüchtert in
unserem 10-Bettzimmer und konnten noch gewaltige dreieinhalb Stunden
Ruhe genießen, bevor uns eine Serie von Weckertönen aus dem Schlaf
riss. Das stellt aber alles kein Problem dar, wenn man sich ein paar
Stunden vorher mit einem Schweizer vergnügt hat. Nein, nicht das,
was ihr jetzt denkt! Das ist einfach viel starker Espresso, viel
Kirschschnaps, Zucker und Feuer. Es verursacht zwar rasenden
Herzschlag, lässt einen aber auch nach so wenig Schlaf total vital
aus dem Bett springen!
Die
sonntägliche Heimfahrt erwies sich als überdurchschnittlich
einschläfernd, nur gelegentlich von Essen und Trinken des einen oder
anderen unterbrochen. Was bleibt, ist ein herzliches „Merci“ an
Carmen und ihr Team für dieses Turnier und die Vorfreude auf das
nächste Turnier – es sind ja nur noch 210 Tage bis Wien!
Schnüffler-Reise-Redaktion
Rebbi & Co Sabine, Oktober 2010
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